im Haus Riensberg

heinrich vogeler im focke-museum

Das Zimmer einer jungen fRau

Haus Riensberg präsentiert ein ganzes RaumEnsemble des Künstlers    

Heinrich Vogeler war ein vielseitig begabter Künstler, der in der Buchgestaltung und Druckgrafik Maßstäbe setzte und als Maler und Architekt, Designer und Innengestalter arbeitete. Er traf den Geschmack des Bürgertums und war weit über Bremen und Worpswede hinaus gefragt.    

Das Focke-Museum schätzt sich glücklich, einen ganzen Raum mit von Vogeler gestalteten Möbeln und Druckgrafik präsentieren zu können: Das im Stil des Biedermeiers entworfene Zimmer einer jungen Frau. Weißlackiertes Holz, geschnitzte und mit zarten Rottönen gefärbte Rosenblüten sowie goldenes Blattwerk vermitteln eine freundliche, lichte Atmosphäre. 1906 wurde die hölzerne Wandvertäfelung mit den integrierten Schränken und Kommoden auf der Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden gezeigt. Die Blenden der an den Wänden entlanglaufenden Vertäfelung fungieren als Rahmen, in denen Druckgrafik Heinrich Vogelers präsentiert wird: In der Mehrzahl märchenhafte und idyllische Sujets, an denen sich eine junge Frau erfreuen mochte. Nach der Ausstellung erwarb Heinrich Müller-Pearse das Zimmer. Auf seinen Wunsch wurden nachträglich das Bett und der große Kleiderschrank angefertigt. Die roséfarbene Papiertapete ist eine spätere Zutat.  

Im ersten Geschoss von Haus Riensberg befinden sich noch weitere Objekte Vogelers, zum Beispiel das Kamingitter, das der Künstler für die Münchener Villa des „Insel“-Verlegers Alfred Walter Heymel entwarf. Über diese frühe kunsthandwerkliche Arbeit Vogelers schrieb Rainer Maria Rilke in seinem Worpswede-Buch: „Wie er Metall überhaupt zu brauchen weiß, davon zeugt auch das prachtvolle Messing-Rosengitter des Kamins, das, indem es organisch aufwächst, zugleich wie ein Visier, das Feuer durchschauen läßt, das sich dahinter erheben soll.“

Heymel war das besondere Stück, das die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, München, ausgeführt hatten, so kostbar, dass er es mitnahm, als er nach Bremen zurückkehrte. Im Esszimmer seines neuen Wohnsitzes an der Riensberger Straße verwendete er es weiter.

Im Zimmer links neben dem Kamingitter befindet sich ein Armlehnstuhl Vogelers mit Geflecht, daneben ein sogenannter „Kannenstock“, ein Schrank, in dem Kannen und anderes Geschirr aufbewahrt wurden. Man kann sich die robuste Anrichte aus Eichenholz mit ihren geometrischen Kerbschnitzereien gut in einem niedersächsischen Bauernhaus vorstellen, wo sie, geschreinert von einem Mitglied der Familie, seit Generationen weitervererbt wird. Tatsächlich aber haben wir es hier mit einem Designermöbel zu tun, das für die Produktion in Serie konzipiert wurde. Mit seinen „Worpsweder Möbeln“, die ab 1908 in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Franz in den sogenannten „Worpsweder Werkstätten“ in Tarmstedt hergestellt wurden, knüpfte Vogeler bewusst an ländliche Traditionen der Region Teufelsmoor an, in der er lange Zeit lebte. Der Kannenstock wurde in unterschiedlicher farbiger Ausführung angeboten, und die Schnitzereien wurden stets variiert.

Zu den Sammlungen des Focke-Museums gehören zudem diverse Objekte aus Silber, darunter zwei Schalen, die einst von der Firma W.H. Wilkens & Söhne gefertigt wurden und zum Ratssilber gehörten. Für die bremische Silberwarenfabrik Wilkens entwarf Heinrich Vogeler wiederholt Besteckmuster und Korpusteile, das Margueriten- und das Herbstzeitlosen-Besteck.

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    10:00 – 17:00 Uhr
  • Führungen für Schulklassen
    nach Vereinbarung Mo – Fr ab 8:30 Uhr