Ludwig Münstermann

Der Meister der Extreme

Zwei Skulpturen des Focke-Museums sind in der Ludwig-Münstermann-Ausstellung im Oldenburger Augusteum zu sehen

Von Alexandra Albrecht

Moses und Herkules, zwei Objekte aus der Sammlung des Focke-Museums, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, sind bis zum 30. November 2025 im Oldenburger Augusteum zu sehen, im Rahmen einer Sonderausstellung, die Ludwig Münstermann (1575?-1637/38) gewidmet ist.

Möglicherweise wurde der Künstler des Manierismus in Bremen geboren, lebte jedoch vermutlich in Hamburg, wo er 1599 in das Drechselamt aufgenommen wurde. Tätig war er allerdings ausschließlich in der Grafschaft Oldenburg-Delmenhorst, wo seine Arbeiten bis heute in vielen Kirchen der Wesermarsch zu sehen sind.      

Der wenig bekannte Ludwig Münstermann gilt als barocker Manierist, dessen Exzentrik und Ekstatik seiner Figuren einzigartig ist. Denn der Meister der Übersteigerung und Extreme versah sie mit zerklüfteten Physiognomien, überlangen Gliedmaßen, mit dramatischen Gesten und gedrehten und gekünstelten Posen. Sein Anliegen: Menschlichen Emotionen einen extremen Ausdruck zu verleihen. Markus Lüpertz war von seinem Apoll aus dem Bode-Museum in Berlin so beeindruckt, dass er fast 100 Zeichnungen von dieser Figur schuf. Einige sind nun in Oldenburg zu sehen, wo Münstermanns Werke im Rahmen des europäischen Manierismus gezeigt werden.

Der Herkules von Ludwig Münstermann aus der Sammlung des Focke-Museums. (c) Martin Luther
Moses aus der Sammlung des Focke-Museums. Beide Skulpturen sind in Oldenburg zu sehen.

Münstermann hinterließ nur wenige profane Arbeiten, er und seine Werkstatt schufen vor allem Altaranlagen, Kanzeln und Taufen, die mit religiösen Bildprogrammen versehen sind. Umso erstaunlicher ist, wie viel Humor seine Werke besitzen. In der Sammlung des Focke-Museums befinden sich neben dem Herkules unter anderem ein Orgelprospekt aus der Kapelle des Schlosses in Rotenburg sowie ein Engelskopf, der zwar nicht ihm, aber seiner Werkstatt zugeschrieben wird. Das Bremer Landesmuseum besitzt zudem aus den Beständen des Gewerbemuseums, das später im Focke-Museum aufging, einen reich geschnitzten Altaraufbau aus Eichenholz von 1641, fast vier Meter hoch, der ehemals farbig bemalt war. Die bereits früher geschaffenen Figuren des Moses und Johannes der Täufer sind in den Altar offensichtlich als Zweitverwendung eingesetzt worden. Sie rahmen einen Mittelteil, der aber zum Zeitpunkt, als der Altar ins Museum kam, schon nicht mehr vorhanden war. Dieser Moses, der die letzten 100 Jahre nicht ausgestellt war, wurde von der Holzrestauratorin des Focke-Museums eigens für die Ausstellung restauriert und gereinigt und ist nun in der Oldenburger Ausstellung zu sehen. Ebenso der Herkules aus Stein, eine Tragefigur eines Kamins aus dem Schloss in Delmenhorst, der 1897 als Schenkung ins Gewerbemuseum kam. Es handelt sich um die größte erhaltene Figur Münstermanns. Sein Krieger wirkt erschöpft und müde von seinen Herkulestaten. „Mit unserem Beitrag unterstützen wir gerne dieses ambitionierte Ausstellungsprojekt. Wieder einmal zeigt sich, welche Vielfalt und Qualität die Sammlung des Bremer Landesmuseums auszeichnen“, sagt Prof. Dr. Anna Greve, Direktorin des Focke-Museums.