Di 14. Mrz 2023 19:00

Leben in Paralleluniversen

Vortrag von Dr. Rüdiger Ritter

Displaced Persons, ehemalige Zwangsarbeiter, Vertriebene und „ganz normale Deutsche“ in der Nachkriegszeit

Von 1948 bis 1952 existierte in den Gebäuden der heutigen Constructor University in Bremen-Grohn ein Displaced Persons Camp, in dem DPs aus ganz Deutschland auf die Ausreisemöglichkeit nach Übersee via Bremerhaven warteten. Unter ihnen waren Holocaust-Überlebende, ehemalige Zwangsarbeiter*innen v.a. aus der Sowjetunion, die nicht dorthin zurückkehren wollten, aber auch Mittäter des Holocaust wie John Demjanjuk. Das Lager war mit bis zu 5000 Personen belegt, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Im Gedächtnis der lokalen Bevölkerung ist das DP Camp jedoch ebensowenig präsent wie die am selben Ort bis 1945 existierende Flakkaserne und die Existenz von Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion. Breiten Raum in der Erinnerung hingegen nimmt die Wohnungsnot aufgrund des Zuzugs der Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ein. Der Vortrag rekonstruiert zum einen die Ereignisse um das DP-Camp Grohn und zeigt zum anderen auf, warum es bis heute nicht zu einer Aufarbeitung dieser Nachkriegsgeschichte und der Displaced Persons gekommen ist.

Rüdiger Ritter, PD Dr. habil, ist Osteuropahistoriker, Zweiter Vorsitzender des Museums der 50er Jahre Bremerhaven sowie stellvertretender Leiter des Dokumentationszentrums Maczków am Stadtarchiv Haren (Ems).

Der Vortrag findet im Focke-Museum statt.

Foto von Camp Grohn
Camp Grohn