Do 23. Feb 2023 19:00

Der Zweite Weltkrieg, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Rolle Deutschlands

Vortrag von Dr. Tetiana Pastushenko (Kiew/Heidelberg)

gedenken, propaganda und praktische hilfe

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verändert auch den Blick auf den 2. Weltkrieg: Bereits seit 2014, verstärkt aber seit dem 24. Februar 2022 vollzieht sich in der Ukraine eine Abkehr von sowjetischen Narrativen, so vom Heldengedenken hin zu einem Blick auf die Opfer des Krieges, von einer Geschichte der Kriegsereignisse hin zum Erleben der Zivilbevölkerung. Holocaust-Überlebende und ehemalige Zwangsarbeiter*innen waren an diesen Prozessen und gemeinsamen deutsch-ukrainischen Projekten zur Aufarbeitung und Verständigung aktiv beteiligt, sie wurden so Akteur*innen und Subjekte der neuen Geschichtsschreibung.

Die Kontakte zwischen verschiedenen deutschen NGOs, Gedenkstätten, akademischen Einrichtungen und ehemaligen NS-Opfern in der Ukraine halfen nach dem 24. Februar 2022 auch, ein Hilfsnetzwerk zur Unterstützung der hochbetagten Überlebenden in der Ukraine zu schaffen. Die erneute Kriegserfahrung hat auch den Blick dieser Menschen verändert: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einen weiteren Krieg erleben würde. Und dass die Deutschen mich vor meinen ‚russischen Brüdern‘ retten werden“, so ein Zeitzeuge.

Tetiana Pestushenko wird über die Hilfe und Unterstützung für ukrainische NS-Opfer und die weiteren Veränderungen in der Erforschung und Vermittlung des 2. Weltkrieges in der Ukraine angesichts des aktuellen Krieges berichten.

Dr. Tetiana Pastushenko ist Historikerin an der Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Kyjiw und war lange auch Mitarbeiterin am Nationalen Museum der Geschichte der Ukraine im 2. Weltkrieg in Kyjiw. In zahlreichen Projekten, u.a. mit Förderung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, engagierte sie sich für die öffentliche Erinnerung an die Überlebenden der deutschen Besatzung sowie die deutsch-ukrainische Verständigung. Seit dem Frühjahr 2022 forscht sie an der Universität Heidelberg zum Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener und engagiert sich für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.

Der Vortrag ist Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung „Verschleppt. Versklavt. Vergessen? Zwangsarbeit in Bremen 1939–1945“ im Stadtlabor des Focke-Museums.   

In Kooperation mit „Erinnern für die Zukunft e.V.“, der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und der Stiftung „die schwelle“

Veranstaltungsort ist das Kukoon, Buntentorsteinweg 2

Vier Menschen vor einem Auto
„Die Auschwitz-Überlebende Anastasia Gulei wird im März 2022 nach der Flucht aus Kyjiw an der polnischen Grenze zusammen mit ihren Kindern von einem deutschen Freund begrüßt, der sie nach Magdeburg weiterfährt.“