schwarzer Mercedes in beleuchteter Vitrine vor dem Museum.

Dezember 2021

Zuhause: Der Kaisen-Mercedes steht vor dem Landesmuseum

Außenvitrine für den Dienstwagen des Bremer Bürgermeisters errichtet

Unzählige Male wird der schwarze Mercedes die Schwachhauser Heerstraße langgefahren sein, um den in Borgfeld wohnenden Bürgermeister Wilhelm Kaisen ins Rathaus oder nach Hause zu fahren. Ab sofort steht die Limousine dauerhaft vor der Hausnummer 240, der Adresse des Focke-Museums –  Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.  

Der Mercedes-Benz 220 S der Baureihe W 111 mit dem amtlichen Kennzeichen HB – 3 – 4 diente Wilhelm Kaisen von 1962 bis 1965 als Dienstwagen. Kaisen regierte als Präsident des Senats und Bürgermeister von Bremen in den Jahren von 1945 bis 1965. Er gilt bis heute in Bremen als Symbolfigur für den Wiederaufbau der Hansestadt nach 1945.  

Für eine ansprechende Präsentation des standesgemäßen Gefährts ließ das Focke-Museum eine gläserne Vitrine errichten, die klimatisiert und alarmgesichert ist und das Fahrzeug mit seinen dezenten Heckflossen im besten Licht erscheinen lässt. Sie steht vor dem denkmalgeschützten Bau von Heinrich Bartmann, zu dessen Eröffnung Bürgermeister Kaisen 1964 im Mercedes vorfuhr. Auto und Museum vereint, dass sie beide mit ihrer eleganten und zurückgenommenen Formsprache von der Ästhetik der frühen 1960er-Jahre geprägt sind.

Passanten können diese gelungene Kombination nun jederzeit bei ihrem Spaziergang betrachten und ein weiteres technisches Großobjekt des Landesmuseums kennenlernen. In einem Innenhof des Museums steht bereits der Seenotrettungskreuzer Paul Denker.   

„Die Präsentation dieses Objektes aus den 1960er-Jahren ist Teil der baulichen und inhaltlichen Neuaufstellung des Focke-Museums: Wenn es 2026 nach dreijähriger Schließzeit wiedereröffnet wird, stellt die Sammlungspräsentation auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert dar und führt die Besucher und Besucherinnen bis in unsere Zeit“, sagt die Direktorin des Bremer Landesmuseums, Prof. Dr. Anna Greve.

Bei der Limousine handelt es sich um das erste Oberklassen-Modell des Automobilherstellers. Bis Ende der 1960er-Jahre bildete die W 111 Reihe die technische Grundlage aller Mercedes-Modelle. Als erste Fahrzeuge verfügten die W 111 Modelle über eine stabile Fahrgastzelle und eine Knautschzone. Der 220 S war mit 161.119 gebauten Exemplaren das serienstärkste Modell der Baureihe.

Viele Jahre befand sich der Mercedes in Privatbesitz. Als er plötzlich auf der Bremen Classic Motorshow präsentiert wurde, entdeckte ihn der Freundeskreis-Automobil-Bremen e.V. und sammelte dann Spendengelder, mit denen der Verein von Freunden des Focke-Museums e.V. die Limousine erwarb. 2014 kam das Fahrzeug als Dauerleihgabe in das Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.  

Heute trägt der Mercedes-Benz das Kennzeichen HB – FM – 101H. So kann er einmal im Monat gefahren werden, um betriebsbereit zu bleiben, was der zuständige Restaurator Olaf Ruprecht übernimmt. Beim Ausbau des defekten Radios entdeckte dieser am Gehäuse noch einen Papieraufkleber mit der handschriftlich vermerkten Inventarnummer: Senatskanzlei 34842. Das Bremer Rundfunkmuseum hat das Radio dankenswerterweise wieder zum Klingen gebracht. Alles wie früher, nur der Duft der Zigarren Wilhelm Kaisens ist verflogen.       

Technische Daten:

Mercedes-Benz Limousine 220 S
Baureihe W 111
Baujahr 1962
Erstzulassung 31. Oktober 1962
Höchstgeschwindigkeit 165 km/h
Hubraum 2180 cm³
Gewicht 1.440 kg