Do 02. Feb 2023 19:00

Die Arbeit der Menschenrechtsorganisation Memorial

Vortrag und Gespräch mit Evelina Rudenko und Dr. Nikita Lomakin

Vortrag und Gespräch mit Evelina Rudenko (Memorial, Moskau/Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg) und Dr. Nikita Lomakin (Memorial, Moskau/ Forschungsstelle Osteuropa, Bremen); Moderation: Libuše Černa

historisches Foto von fünf jungen Frauen

Noch vor dem Ende der Sowjetunion, im Jahr 1990, berichteten Zeitungsmeldungen von bevorstehenden Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion, die in NS-Deutschland als „Ostarbeiter“ bezeichnet worden sind. Die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die sich die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zum Ziel gesetzt hatte, wurde fälschlicherweise als Ansprechpartner genannt und erhielt daraufhin wäschekorbweise Post. So entstand das „Ostarbeiter“-Archiv mit etwa 320.000 Briefen, in denen die Verfasser*innen oftmals zum ersten Mal von ihrer Zeit in Deutschland berichteten. In einem weiteren Projekt wurden auch Interviews mit ehemaligen „Ostarbeitern“ geführt. Alle Dokumente wurden digitalisiert und sind jetzt online verfügbar: Die Interviews befinden sich auf Tastorona.su, Fotos und Lebenserinnerungen auf Fond21.memo.ru. 

Gegen den Dachverband von „Memorial“ in Moskau sprach ein russisches Gericht Ende Dezember 2021 ein Urteil zur Zwangsauflösung, das am 28. Februar 2022 – wenige Tage nach dem Überfall auf die Ukraine – bestätigt wurde. Viele Mitarbeiter*innen von „Memorial“ verließen auch unter dem Eindruck der drakonischen Maßnahmen gegen Gegner dieses Krieges das Land. Sie bemühen sich gegenwärtig darum, neue Strukturen aufzubauen und die Arbeit auch aus dem Ausland fortzusetzen. „Memorial“ erhielt im Dezember 2022 – gemeinsam mit dem belarusischen Menschenrechtler Ales Bjaljazki und der ukrainischen Organisation Center for Civil Liberties – den Friedensnobelpreis.

Evelina Rudenko ist Koordinatorin des Memorial-Projekts Digitalisierung des „Ostarbeiter“-Archivs und zur Zeit an der Gedenkstätte Neuengamme tätig.

Dr. Nikita Lomakin hat für Memorial u.a. das Ostarbeiter oral history archive koordiniert und arbeitet gegenwärtig an der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. Er ist dort für den Aufbau und die Koordination des digitalen Archivs von Memorial zuständig.

Veranstaltung in Kooperation mit „Erinnern für die Zukunft e.V.“, Stiftung „die schwelle“

Der Eintritt ist frei.