Wandbehang der Bremen IV

Focke-Museum stellt neues Objekt vor

wandbehang der bremen iv

Wandbehang aus dem 1.-Klasse-Speisesaal der bremen iv

Das Focke-Museum hat aus dem Besitz von Hapag Lloyd einen Wandbehang erhalten, der einst im 1.-Klasse-Speisesaal des legendären Schnelldampfers Bremen IV hing. „Mit diesem Werk erweitern wir unsere Sammlung zum Norddeutschen Lloyd und der Bremen IV um ein gewichtiges Objekt, das in der künftigen Sammlungsausstellung präsentiert werden soll“, sagt die Direktorin des Bremer Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, Prof. Dr. Anna Greve.


Die auf der AG „Weser“ gebaute Bremen IV ist bis heute unvergessen. Schon nach seiner Jungfernfahrt 1929 von Bremerhaven nach New York erhielt der Luxusliner das Blaue Band als schnellstes Schiff auf der Transatlantik-Route zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Neben der modernen Technik war es die luxuriöse Innenausstattung der Räumlichkeiten, die das Schiff berühmt machte. Der Bremer Schriftsteller und Innenarchitekt Rudolf Alexander Schröder stattete die Halle der 2. Klasse aus, ein Stuhl ist in der Ausstellung des Focke-Museums zu sehen.
Der dem Museum übergebene Wandbehang schmückte mit drei weiteren den Speisesaal der 1. Klasse. Wie man den historischen Fotografien von Hans Finsler entnehmen kann, zeigten sie im Freien ausgeübte Sportarten, die wahrscheinlich den vier Jahreszeiten zugeordnet waren: Angeln, Skilanglauf und Jagen. Eine Golfpartie vor einer majestätisch aufragenden Bergkulisse ziert den in das Focke-Museum aufgenommenen Wandbehang.


Thematisch und auch stilistisch verweist er auf die Moderne und den Art déco. Der Sport entwickelte sich schon im 19. Jahrhundert zum kulturellen Ausdruck der Moderne und symbolisierte Fortschritt. Ein neuer Kleidungsstil, der auf Korsetts verzichtete und den Rocksaum bis an das Knie hob, unterstrich das Frauenbild der 1920er-Jahre. Auf dem Wandbehang ist eine junge Dame mit kurzen Haaren und einer modischen Kappe zu sehen. Flache Schuhe und ein saloppes, die Hüfte locker umspielendes Kleid unterstreichen die sportliche Erscheinung, die ganz dem neuen androgynen Schönheitsideal und den sich wandelnden Geschlechterrollen verhaftet ist.
Mit den Entwürfen für die Wandbehänge war der Künstler Max Clarenbach (1880 in Neuss geboren, 1952 in Köln gestorben) beauftragt worden. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er ab 1907 als Professor lehrte. Als Maler der Düsseldorfer Schule und Mitgründer des Sonderbundes wurde er bekannt und machte sich vor allem mit seinen menschenleeren Herbst- und Winterlandschaften einen Namen als „Maler des Niederrheins“. Von ihm stammte auch ein Gemälde des Bremer Rathauses, das ebenfalls auf der Bremer IV hing, ein Geschenk des Bremer Senats.
1940, im Zweiten Weltkrieg, war die Bremen IV zu einem Truppentransporter umgerüstet worden. Ein Jahr später brannte sie aus und 1942 wurde das einst so stolze Schiff dann verschrottet, nachdem brauchbare Teile ausgebaut worden waren. Wie lange sich der Teppich an Bord befand, ist ebenso wenig bekannt wie sein späterer Verbleib bis zur Aufnahme im Magazin von Hapag Lloyd.


Der ausgeblichene, stellenweise verschmutzte Wandbehang mit den Maßen 400 x 188 cm konnte mit Hilfe der Hapag Lloyd Stiftung bereits im belgischen Mechelen gereinigt werden. Mit einem speziellen Verfahren, das Aerosole durch das Textil hindurchzieht, ließ sich der Zustand deutlich verbessern. Zu den noch anstehenden Restaurierungs- und Montagearbeiten gehört u.a. die Anbringung eines rutschfesten Untergrunds, damit er später in einer klimatisierten Vitrine gezeigt werden kann. Die Restauratorinnen Carmen Markert und Anke Otto wachen über das Wohlergehen ihres „Patienten“.


Der Wandbehang soll nach der Wiedereröffnung des Focke-Museums im Jahr 2026 in einem der Bremen IV und dem Norddeutschen Lloyd gewidmeten Kabinett hängen, das die mit den bremischen Werften und Reedereien verbundene Technik-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte erzählt.

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Alexandra Albrecht
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